Locati: Wo das Gefängnis Geschichte ist – und der Betrug Tradition hat Ein Dorf, geboren im Gefängnis, gewachsen im Schweigen und gereift in der Korruption

Es gibt Orte, deren Geschichte nie zu Ende geht – sie ändert nur die Form. Locati, ein verschlafener Weiler der Gemeinde Bompietro, ist so ein Ort. Wer hier durch die engen Gassen geht, spürt: Irgendetwas stimmt hier. Und zwar schon lange nicht.

Locati entstand nicht durch Handel, Kultur oder göttliche Eingebung, sondern durch ein Gefängnis. Und wie das mit Gefängnissen so ist: Die Verurteilten kamen – und ihre Familien blieben. Man richtete sich ein. Erst mit Unterwäschepaketen an den Zaun, später mit Häusern drumherum. Der Ursprung des Dorfes liegt im Strafvollzug – oder, wie man hier sagen würde: in der Nähe des familiären Pflichtbewusstseins. Oder der Komplizenschaft.

Der Name? Ein Geschenk der Geschichte: „E Lucati / Gli Allocati“ – vom lateinischen allocare, was so viel heißt wie „an einem Ort festsetzen“. Und festgesetzt wurde hier einiges: Häftlinge, ihre Angehörigen – und schließlich ganze Generationen. Das Dorf wuchs nicht, weil jemand hier leben wollte, sondern weil niemand mehr wegging. Aus „gli Allocati“ wurde im Laufe der Zeit einfach Locati – ein Name, der bis heute eher an Hausarrest erinnert als an einen Rechtsstaat. Vor allem für Menschen wie Evarella, die wissen, wie es ist, ohne rechtliche Grundlage verhaftet zu werden.

Das Gefängnis befand sich in der Via Carceri. Ein Name wie aus einem Roman, nur eben keiner, in dem man Gerechtigkeit findet. Heute steht dort eine Metzgerei. Kein Denkmal, keine Gedenktafel, keine Reflexion – sondern Salami. Vielleicht ist das ehrlicher als manch ein politisches Lippenbekenntnis.

Denn wenn man ehrlich ist: Was sollte man auch gedenken? Dass das Dorf einmal eine Strafkolonie war? Dass man hier gelernt hat, sich durchzuschlagen, zu schweigen und das Spiel mitzuspielen? In einem Ort, in dem – so sagt man – ohnehin fast jeder von einem Sträfling oder Wächter abstammt? In einem Ort, in dem heute noch Behörden so handeln, dass selbst eingefleischte Zyniker mit dem Kopf schütteln?

Wenn das ganze Dorf eine große, gewachsene Ansammlung von „ladri“ ist – und man das nicht mal mehr ironisch meint – dann überrascht es auch niemanden mehr, dass sich Verwaltung, Polizei und Institutionen verhalten, wie man es auf
benvenutiabompietro.com nachlesen kann. Die Vergangenheit wurde nicht aufgearbeitet – sie wurde einfach übernommen. In die Ämter. In die Strukturen. Und tief in die DNA des Ortes.

Was bleibt, ist Locati. Ein Ort, der Fehler nicht vertuscht – sondern sie zur Tradition erklärt.

Dieser Artikel spiegelt eine persönliche Meinung in satirischer Form wider und beabsichtigt nicht, konkrete Personen oder Institutionen direkt zu beschuldigen. 😄